Sonntag, 3. November 2019

Immer mehr Handwerksbetriebe mit unbesetzten Lehrstellen - handwerkernachrichten.com




Kurz nach dem offiziellen Start des Ausbildungsjahres am 1. September
dieses Jahres konnte noch rund ein Drittel der Handwerksbetriebe in
Baden-Württemberg nicht alle Ausbildungsstellen besetzen. Dies ergab
jetzt eine Umfrage des Baden-Württembergischen Handwerkstags (BWHT).
Besonders auffällig: Viele Betriebe würden zwar gerne ausbilden, finden
aber nicht die passenden Bewerber. Gut jeder dritte Betrieb im Land
(34%) bildete im Herbst 2019 aus. 2016 - als eine vergleichbare Umfrage
zum letzten Mal durchgeführt wurde - lag der Anteil der
Ausbildungsbetriebe mit 40 Prozent noch deutlich höher. „Diese Zahlen
können uns nicht zufrieden stellen. Denn häufig ist das Nicht-Ausbilden
keine bewusste Entscheidung des Betriebs, sondern es fehlen schlicht die
geeigneten Bewerber. Die Betriebe bilden also unfreiwillig nicht aus.
Hierfür gibt es unterschiedliche Gründe: von der regionalen Verteilung
der Betriebe, falschen Vorstellungen über Berufe bis hin zur
unzureichenden schulischen Qualifikation“, sagt Landeshandwerkspräsident
Rainer Reichhold.



So hatten knapp 17 Prozent der Betriebe, die zurzeit gar nicht
ausbilden, trotz offener Lehrstelle gar keinen Bewerber gefunden. Etwas
weniger gaben an, zwar Bewerbungen erhalten zu haben, diese Kandidaten
hätten jedoch  nicht zum Betrieb gepasst. Zwischen den Branchengruppen
gibt es große Unterschiede. Im Nahrungsmittelgewerbe konnte mehr als die
Hälfte der Betriebe (53%), die bereits ausbilden, ihre Stellen nicht
vollständig besetzen. Im Ausbau- und im Bauhauptgewerbe gab es bei knapp
jedem dritten Betrieb (33% bzw. 31%) offene Stellen. Noch
vergleichsweise gut stellte sich die Situation im Kfz- und im
Gesundheitsgewerbe dar, wo jeweils 17 Prozent der Betriebe nicht alle
Ausbildungsplätze besetzen konnten.


Insgesamt geht der BWHT damit aktuell von einem Potenzial von rund
13.000 offenen Stellen im baden-württembergischen Handwerk aus.
Reichhold fordert: „Die Auszubildenden, die heute fehlen, können morgen
keine Fachkräfte sein. Was wir brauchen, damit mehr junge Menschen ins
Handwerk finden, ist endlich echte Gleichwertigkeit von akademischer und
beruflicher Bildung. Dazu zählen die Meisterprämie, ein Azubi-Ticket,
aber vor allem mehr Wertschätzung für handwerkliche Berufe in Politik
und Gesellschaft. Dazu muss die Berufsorientierung in den Schulen – vor
allen an Gymnasien – früher und intensiver ansetzen und das Handwerk
stärker in den Blick nehmen.“


Die vollständige Auswertung der Umfrage finden Sie unter: https://www.handwerk-bw.de/fileadmin/media/thema-arbeitsmarkt/BWHT-Auswertung-Ausbildung.pdf








Baden-Württembergischer Handwerkstag e.V.


Heilbronner Straße 43


70191 Stuttgart

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