Geschäftslage
im unterfränkischen Handwerk - Der Preisanstieg beim Einkauf trifft vor
allem die Betriebe des Bauhaupt-, des Ausbaugewerbes sowie die
Handwerksbetriebe des gewerblichen Bedarfs. - Die
konjunkturelle Lage im unterfränkischen Handwerk zeigt sich erneut
verbessert und nähert sich langsam dem Vor-Corona-Niveau an. Das belegen
die Zahlen der Konjunkturumfrage der Handwerkskammer für Unterfranken
im dritten Quartal im Vergleich zu den Vorquartalen und zum dritten
Quartal 2019, das noch unbeeinflusst von der Corona-Pandemie war.
Insgesamt bewerten 88,7 % der Handwerksbetriebe die derzeitige
Geschäftslage als gut oder befriedigend. Für das 4. Quartal gehen 88,8 %
der Betriebe davon aus, dass sich ihre Geschäftslage verbessern oder
gleichbleiben wird. Problematisch für die unterfränkischen
Handwerksbetriebe sind die stark gestiegenen Einkaufspreise.
„Die Vielzahl der Handwerksbetriebe atmen hörbar auf nach der
schwierigen Zeit während der Corona-Pandemie“, so die Wahrnehmung von
Ludwig Paul, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer für Unterfranken.
Er erkennt: „Wir nähern uns aus konjunktureller Sicht dem Niveau der
Vor-Corona-Zeit an, das heißt, im Vergleich zum dritten Quartal 2019
liegen wir lediglich rund 2 Prozentpunkte schlechter. Für die meisten
unterfränkischen Handwerksbetriebe scheint die schwere Corona-Zeit nun
überwunden zu sein, auch wenn es Betriebe gibt, die noch nicht das
Vor-Corona-Niveau erreicht haben.“
88,7 % der Handwerksbetriebe
bewerten ihre derzeitige Geschäftslage als gut oder befriedigend, was
einem Zuwachs von rund drei Prozentpunkten im Vergleich zum
Vorjahresquartal entspricht. Ebenso präsentieren sich die
Auftragsreichweite und die Kapazitätsauslastung sehr solide. So beträgt
die Kapazitätsauslastung aktuell 80,2 %, der beste Wert in Zeiten der
schweren Pandemie. Ebenfalls ist die Auftragsreichweite mit 12,9 Wochen
weiterhin sehr stabil. „Das sind alles präzise Werte, die die guten
Konjunkturdaten stützen“, so der Hauptgeschäftsführer.
Starker Preisanstieg
Zum zweiten Mal in Folge klagen die Betriebe über gestiegene
Einkaufspreise für Rohstoffe, Waren und Energie. Während rund ein
Viertel noch von konstanten Einkaufspreisen berichtet, sagen dagegen
73,8 % der Betriebe, diese seien gestiegen. Im Vorquartal zeigte sich
eine nahezu identische Einschätzung. Vergleicht man dagegen den jetzigen
Wert mit dem Vorjahresquartal, wird die Dimension der Preissteigerung
greifbar. Im 3. Quartal 2020 berichteten lediglich 29,3 % von
gestiegenen Einkaufspreisen. Das entspricht einer Steigerung von 44,5
Prozentpunkten innerhalb nur eines Jahres. Auffallend die Betriebe des
Bauhaupt-, des Ausbauhandwerks und die Gewerke des gewerblichen Bedarfs,
die einen überdurchschnittlichen Preisanstieg beim Einkauf vermerken:
Im Bauhauptgewerbe liegt er bei 77 %, im Ausbaugewerbe bei 84 % und in
den Gewerken des gewerblichen Bedarfs bei rund 82 %. Für die Verbraucher
gut, für die Handwerksbetriebe eher schlecht ist die Tatsache, dass die
gestiegenen Preise nicht vollumfänglich an die Kunden weitergegeben
werden können. „Denn bei den Verkaufspreisen haben lediglich rund 41 %
der Betriebe erhöht – 36 % geben die erhöhten Einkaufspreise derzeit
nicht an die Verbraucher weiter. Das drückt die eigene Geschäftslage und
muss in Zukunft kompensiert werden“, so Ludwig Paul, „sonst wäre die
aktuelle Konjunkturlage noch besser“.
Regionaler Vergleich
Die drei unterfränkischen Regionen Main-Rhön, Würzburg und
Bayerischer Untermain präsentieren sich nach wie vor im Gleichklang in
der Beurteilung der Geschäftslage. Spitzenreiter ist die Region
Main-Rhön (Stadt und Landkreis Schweinfurt, Haßberge, Bad Kissingen und
Rhön-Grabfeld) mit 90,6 % an zufriedenen Betrieben, gefolgt von der
Region Bayerischer Untermain (Stadt und Landkreis Aschaffenburg,
Miltenberg) mit 88,7 % und der Region
Würzburg (Stadt und Landkreis Würzburg, Main-Spessart und Kitzingen) mit 86,7 % an zufriedenen Betrieben.
Ausblick
Dem 4. Quartal blicken die unterfränkischen Handwerksbetriebe
optimistisch entgegen. 88,8 % gehen davon aus, dass sich ihre
Geschäftslage verbessern oder gleichbleiben wird. Bei der Schere
zwischen Einkaufs- und Verkaufspreisen hingegen erwarten die Betriebe
ein ähnliches Bild wie im 3. Quartal. Hauptgeschäftsführer Ludwig Paul:
„Das unterfränkische Handwerk ist konjunkturell gut aufgestellt, keine
Frage, das belegen die Daten. Dennoch: Auch im Handwerk drohen die aus
dem Takt geratenen Lieferketten die Erholung abzuschwächen. Deshalb mein
dringender Appell an die politisch Verantwortlichen: Es darf in dieser
Zeit keine weiteren Belastungen für kleine und mittlere
Handwerksbetriebe geben. Das wäre fatal. Wir sind sehr auf die künftigen
Entscheidungen aus Berlin gespannt und werden genau verfolgen, welche
Auswirkungen diese auf das heimische Handwerk haben werden.“
Foto: Sascha Schneider/amh-online.de
Handwerkskammer für Unterfranken
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