Deutsche
Meisterschaften der E-Handwerke 2022 - Alljährlich treten beim
Bundesleistungswettbewerb in Oldenburg die Landessieger aus sieben
elektrohandwerklichen Berufen gegeneinander an. Vergangenes Wochenende
(10.-13.11.) war es wieder so weit: Die Besten der Besten wurden
ermittelt und im Rahmen eines großen Festabends geehrt. Anwesend war
auch der Schirmherr der 71. Deutschen Meisterschaften der E-Handwerke:
Paul Sebastian Schwenk, Vorstandsvorsitzender der Theben AG. -
Strahlende Gewinner (v. l. n. r.): Karsten Joost (Vorsitzender des
ZVEH-Lenkungsausschusses Technik), Lothar Hellmann (ZVEH-Präsident),
Justus Sinn, Jesse Bo William Linker, Alexander Bökmann, Simon
Metzendorf, Tobias Brünjes, Sebastian Breuer, BLW-Schirmherr Paul
Sebastian Schwenk (Vorstandsvorsitzender der Theben AG), Hans Auracher
(ZVEH-Vizepräsident). Bild: ZVEH / Jessica Franke
15.11.2022: Qualifikation ist „das“ Schlüsselthema, um das sich im
Zuge der Energiewende alles dreht. Denn für die komplexen
Herausforderungen der All Electric Society braucht es hochqualifizierte
Fachkräfte. Dass man sich um die Qualifikation des elektrohandwerklichen
Nachwuchses keine Sorgen machen muss, bewies einmal mehr der jährlich
stattfindende Bundesleistungswettbewerb für die E-Handwerke (BLW). Denn
die 45 frisch gebackenen Gesellen – Teilnehmerinnen gab es 2022
bedauerlicherweise nicht –, die in Oldenburg bei den 71. Deutschen
Meisterschaften der Elektrohandwerke antraten, machten auch diesmal
wieder die hohe Qualität der e-handwerklichen Ausbildung und damit auch
den hohen Stellenwert des dualen Ausbildungssystems deutlich.
In insgesamt sieben Disziplinen – Elektroniker/-in Fachrichtung
Energie- und Gebäudetechnik, Elektroniker/-in für Maschinen und
Antriebstechnik, Systemelektroniker/-in, Elektroniker/-in Fachrichtung
Automatisierungstechnik, Elektroniker/-in Fachrichtung Informations- und
Telekommunikationstechnik, Informationselektroniker/-in Geräte- und
Systemtechnik sowie Informationselektroniker/-in Schwerpunkt
Bürosystemtechnik – galt es, die drei besten E-Handwerker zu ermitteln
und mit einer Gold-, Silber- und Bronze-Medaille auszuzeichnen. Dass sie
zu den Besten ihres Jahrgangs gehören, hatten die jungen Elektro- und
Informationstechniker bereits im Vorfeld bewiesen, denn zugelassen ist
nur der/die beste Auszubildende eines jeden Bundeslandes. Zudem muss
er/sie die Gesellenprüfung mit der Mindestpunktzahl für die Note „gut“
(mind. 81 Punkte) bestanden haben.
Bei den diesjährigen Meisterschaften wurden sechs Teilnehmer mit
einer Goldmedaille ausgezeichnet. In der Disziplin
„Informationselektroniker/-in Schwerpunkt Geräte- und Systemtechnik“ kam
in diesem Jahr kein Teilnehmer auf die erforderliche Mindestpunktzahl
für eine Medaille.
Die sechs Goldmedaillen-Gewinner 2022
- Sebastian Breuer (22), Elektroniker Fachrichtung Informations- und Telekommunikationstechnik, Nordrhein-Westfalen
- Jesse Bo William Linker (26), Informationselektroniker Schwerpunkt Bürosystemtechnik, Hamburg
- Simon Metzendorf (21), Systemelektroniker, Bayern
- Justus Sinn (20), Elektroniker Fachrichtung Energie- und Gebäudetechnik, Baden-Württemberg
- Alexander Bökmann (23), Elektroniker Fachrichtung Automatisierungstechnik, Nordrhein-Westfalen
- Tobias Brünjes (22), Elektroniker für Maschinen und Antriebtechnik, Bremen
Großer Festabend als Rahmen für die Ehrungen
Die Ehrung der Teilnehmer der 71. Deutschen Meisterschaften fand, so
wie es Tradition ist, im Rahmen eines großen Festabends in der
Weser-Ems-Halle in Oldenburg statt. Eröffnet wurde der Abend vom
Präsidenten des Zentralverbandes der Deutschen Elektro- und
Informationstechnischen Handwerke (ZVEH), Lothar Hellmann. Durch den
Abend, zu dem rund 200 Gäste – darunter auch die Familien der
Teilnehmer, Freunde/-innen, Vertreter der Ausbildungsbetriebe, der
Bewertungsausschuss, die Investoren und Abgesandte aus den
Landesinnungsverbänden sowie vom ZVEH – eingeladen waren, führte der für
den Bereich „Kommunikation und Berufsbildung“ zuständige
ZVEH-Vizepräsident Hans Auracher.
ZVEH-Präsident: Anforderungen an Qualifikation steigen
Welche hohe Bedeutung der Ausbildung gerade in Zeiten des zunehmenden
Fachkräftebedarfs zukommt – darauf machte Lothar Hellmann in seiner
Eröffnungsansprache aufmerksam: „Mit Energiewende und Digitalisierung
ist unser Aufgabenspektrum enorm gewachsen. Schließlich sind
E-Handwerker längst auch für die Installation von Photovoltaik-Anlagen,
Wärmepumpen, Ladeinfrastruktur für Elektromobilität oder auch
intelligenter Energiemanagementsysteme verantwortlich.“ Mit der
wachsenden Komplexität gebäudetechnischer Systeme, das machte der
ZVEH-Präsident deutlich, gehe auch ein höherer Anspruch an die
Qualifizierung einher. In diesem Zusammenhang erteilte Hellmann der
Forderung nach Teilqualifizierungen erneut eine klare Absage: „Eine
nachhaltige Fachkräfteentwicklung braucht Zeit und Planung. Sie lässt
sich nicht durch ,Schnellwaschgänge‘ erreichen, sondern muss auf der
Basis des bewährten dualen Ausbildungssystems erfolgen!“ Und genau
dieses gelte es, zu stärken.
Entsprechend verwies der Verbandsoberste in Oldenburg unter dem
Applaus der Saalgäste noch einmal mit Nachdruck auf eine zentrale
Forderung der elektrohandwerklichen Organisation: „Wir brauchen dringend
eine Imageänderung. Ausbildung und Studium müssen endlich
gleichgestellt werden. Solange ein Studium in der Gesellschaft mehr
zählt als eine handwerkliche Ausbildung, wird sich die Wertschätzung
gegenüber dem Handwerk nicht verbessern und das Fachkräfteproblem nicht
gelöst werden.“ Dabei ließ Hellmann keinen Zweifel daran, dass er hier
insbesondere die Politik in der Pflicht sieht.
Den 45 Junggesellen gab der ZVEH-Präsident vor allem eines mit auf
den weiteren Berufsweg: „Darauf, zu den Besten Ihres Jahrgangs zählen,
können Sie stolz sein! Denn Sie sind die Zukunft unserer Branche. Ihr
Know-how wird gebraucht, wenn es darum geht, Deutschland in kurzer Zeit
auf Erneuerbare Energien umzustellen und zu digitalisieren.“
Lob von der Handwerkskammer
Glänzende Zukunftsaussichten versprach den Teilnehmern auch Eckhard
Stein, Präsident der Handwerkskammer Oldenburg. „Das E-Handwerk hat
Zukunft. Es ist bei allen Umbrüchen, die für die Gesellschaft gestaltet
werden müssen, mittendrin“, lobte Stein, um am Ende noch einmal zu
betonen: „Ihre Tätigkeiten sind es, die dazu beitragen, die Welt zu
einem besseren Ort zu machen. Sie, meine Herren, sind
Fortschrittmacher!“
Schirmherr 2022 ist Paul Sebastian Schwenk, Theben AG
Eine Überleitung, wie sie trefflicher kaum hätte formuliert werden
können. Denn Stein übergab damit an den Schirmherrn der diesjährigen
Veranstaltung: Paul Sebastian Schwenk. Als Vorstandsvorsitzender der
Theben AG steht er für ein erfolgreiches deutsches Familienunternehmens,
das mit der Erfindung einer Zeitschaltuhr für die
Treppenhaus-Beleuchtung schon vor mehr als 100 Jahren Innovationsgeist
bewies – und das diesem Anspruch bis heute treu geblieben ist.
Schließlich gelang es der Theben AG 2020 als erstem Unternehmen, eine
Zertifizierung des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik
(BSI) für sein Smart Meter Gateway zu erhalten.
„Es ist mir eine große Ehre, die Siegerehrung persönlich aktiv
begleiten zu dürfen“, bedankte sich Schwenk und verband sein Lob, „Sie
alle sind Sieger“, mit einem klaren Appell: „Gemeinsam müssen wir alles
daransetzen, eine Klimakrise zu vermeiden. Dafür braucht es insbesondere
das Handwerk. Daher würde ich mir wünschen, dass Sie alle dem Handwerk
treu bleiben!“
Den Wandel mitgestalten
Der Vorstandsvorsitzende erinnerte dabei an seinen Urgroßvater, der
Theben 1921 mit dem Vorsatz „Energie zur rechten Zeit“ verfügbar zu
machen, gegründet hatte und der mit Produkten wie der
Theben-Zeitschaltuhr schon damals einen wichtigen Beitrag zum
Energiesparen leistete. Krieg, Inflation, Pandemie – „es gibt“, so
Schwenk weiter, „viele Parallelen zur den Jahren nach dem Ersten
Weltkrieg. Und damals wie heute gilt: Ihr Beruf hat Zukunft. Deshalb ist
es wichtig, dass Sie als E-Marken-Botschafter möglichst viele für Ihren
Beruf begeistern!“
Wie diese Zukunft aussehen könnte, in der Strom nach Ansicht Schwenks
dieselbe Bedeutung zukommen könnte wie Trinkwasser, und warum Wandel
und Krisen immer auch positive Seiten haben – auch darauf ging der
Schirmherr ein, um am Ende noch ein Herzensanliegen zu formulieren: „Mit
digitaler Gebäudetechnik können wir zusammen eine nachhaltige Zukunft
gestalten. Eine Zukunft für Menschen.“
Dank an den Bewertungsausschuss
Der Frage, wie zukunftsorientiert die E-Handwerke sind, ging Karsten
Joost, Vorsitzender des Lenkungsausschusses Technik im ZVEH, im
Interview mit Hans Auracher nach. Joost stellte in diesem Zusammenhang
noch einmal kurz den 2021 neu geschaffenen Beruf des Elektronikers für
Gebäudesystemintegration, dessen Einsatzgebiete und die Neuordnung der
elektrohandwerklichen Ausbildung vor und verlieh seiner Freude Ausdruck,
dass die ersten „Gebäudesystemintegratoren“ bereits im Jahr 2025 bei
den Deutschen Meisterschaften erwartet werden.
Auch, wenn es bis dahin noch drei Jahre sind: Einen Rat für die neuen
Kollegen hatte Automatisierungselektroniker Lars Keikut schon jetzt
parat: „Eine Teilnahme lohnt auf jeden Fall: Ich habe in den drei Tagen
in Oldenburg tolle Bekanntschaften gemacht.“ Konkurrenz untereinander?
Für die Teilnehmer war das laut Keikut kein Thema: „Wir sehen uns
einfach als Leute, die schon etwas erreicht haben.“
Worte, mit denen der Automatisierungsexperte Dieter Meyer, dem
Vorstandsvorsitzenden des Bundestechnologiezentrums für Elektro- und
Informationstechnik e. V. (BFE), aus dem Herzen sprach. Er warb nicht
nur generell dafür, die e-handwerkliche Karriere mit einer
Meisterausbildung fortzusetzen, sondern richtete auch ein besonderes
Dankeschön an die Mitglieder des Bewertungsausschusses: „Ohne den großen
Einsatz des Ehrenamtes wäre eine Leistungsschau dieser Größenordnung
schlichtweg nicht stemmbar.“
Viel Spannung bis zur Bekanntgabe der Sieger
Danach trennte Gäste und Teilnehmer nur noch eine Showeinlage – TJ
Wheels absolvierte auf Diskorollern atemberaubende Kunststücke – von der
Bekanntgabe der Medaillengewinner. Und dann war es endlich so weit:
Lothar Hellmann, Hans Auracher und Karsten Joost gaben die Gewinner
bekannt – diesmal allerdings nur in sechs Disziplinen – und verteilten
anschließend die Gold-, Silber- und Bronze-Medaillen. Insgesamt wurde
sechsmal Gold, fünfmal Silber und viermal Bronze vergeben – Hintergrund
ist, dass die Teilnehmer nicht in jeder Kategorie die notwendige
Mindestpunktzahl (auch hier 81 Punkte) erreichten.
Tolle Unterstützung für die Weiterbildung
Leer ging dennoch kein Teilnehmer aus. Schließlich erhält jeder von
ihnen einen Gutschein des BFE in Höhe von 500 Euro. Dieser kann im
Rahmen einer Meisterausbildung eingelöst werden. Die Erstplatzierten
konnten ich zusätzlich über einen für Weiterbildungsmaßnahmen nutzbaren
Gutschein des Nachwuchsfördervereins über 1.000 Euro freuen. Die
Zweitplatzierten erhielten einen Weiterbildungszuschuss in Höhe von 800
Euro, die Drittplatzierten in Höhe von 600 Euro. Neben dem
Weiterbildungszuschuss erhielten alle Teilnehmer eine Teilnehmerurkunde
des ZVEH sowie eine Abisolierzange der Busch-Jaeger Elektro GmbH.
Medaillen-Gewinner wurden reich beschenkt
Besondere Geschenke hatte zudem Schirmherr Paul Sebastian Schwenk im
Gepäck. Er übergab den Goldmedaillen-Gewinnern je einen Xiaomi-E-Scooter
(Wert: 800 €). Für die Silber-Medaillen-Gewinner hatte der Theben-Chef
ebenfalls attraktive Geschenke mitgebracht. Darüber hinaus nahm jeder
der sechs Goldmedaillen-Gewinner einen Werkzeugkoffer der Firma HAUPA
GmbH & Co. KG sowie ein Jahresabo der Fachzeitschrift „de – das
Elektrohandwerk“ beziehungsweise „ema – elektrische Maschinen“ entgegen
und kann sich nach seiner Rückkehr über eine Softshell-Jacke der DKE
freuen.
Auf Justus Sinn, den Goldmedaillen-Gewinner im Bereich „Elektroniker
für Energie- und Gebäudetechnik“, wartete zudem eine DDScad-Lizenz der
Graphisoft Building Systems GmbH im Wert von rund 3.500 Euro sowie ein
E-Scooter Steereon der DKE im gleichen Wert. Darüber hinaus ist Sinn als
Punktbester unter den Energie- und Gebäudetechnikern eingeladen, im
September 2023 an den EuroSkills teilzunehmen und sich dort auf
europäischer Ebene mit Kollegen/-innen seines Fachs zu messen. Die
europäische Meisterschaft der Berufe findet an wechselnden Orten statt –
2023 in Danzig.
„Wenn ich die hohe Qualität des elektrohandwerklichen Nachwuchses
sehe, weiß ich, dass ich mir um die Zukunft unsere Branche keine Sorgen
machen muss. Vor dem Hintergrund der mit Digitalisierung und
Energiewende verbundenen Herausforderungen, ist das ein sehr
beruhigendes Wissen“, so ZVEH-Präsident Lothar Hellmann: „Was mich
mindestens ebenso begeistert ist, dass die Wettbewerbsteilnehmer die
Chance nutzen, in Oldenburg ein Netzwerk aufzubauen, das ihnen auf ihrem
weiteren, zweifelsohne erfolgreichen, Berufsweg zugutekommt.“
Der Stream zum Bundesleistungswettbewerb 2022 der E-Handwerke kann hier abgerufen werden: https://youtu.be/kxMu8aQPfmI
Investoren bei den 71. Deutschen Meisterschaften
ABB, Berker, BFE, Busch-Jaeger, CIMCO-Werkzeugfabrik, CWS-boco,
Graphisoft Building Systems, Hüthig de, DEHN SE, DKE, Doepke, Eaton,
ELCOM, ElektroPraktiker, els Spelsberg, E-Zubis, GGK, Gira, Gossen
Metrawatt, Gustav Hensel, Gustav Klauke, Hager, HAUPA, INTER
Versicherungsgruppe, JUNG, KNX Deutschland, Mennekes, Merten, OBO
Bettermann, PHOENIX CONTACT, RITTO, Schneider Electric, S. Siedle &
Söhne, Siemens, Sonepar, Stiebel Eltron, Theben, Uni Elektro, Wago,
Walther-Werke, WFE
Der ZVEH: Der Zentralverband der Deutschen Elektro- und
Informationstechnischen Handwerke (ZVEH) vertritt die Interessen von
49.592 Unternehmen aus den drei Handwerken Elektrotechnik,
Informationstechnik und Elektromaschinenbau. Mit 518.176 Beschäftigten,
davon 45.808 Auszubildende, erwirtschaften die Unternehmen einen
Jahresumsatz von 72,2 Milliarden Euro. Dem ZVEH als Bundesinnungsverband
gehören zwölf Landesverbände mit 313 Innungen an.
Zentralverband der Deutschen Elektro- und
Informationstechnischen Handwerke (ZVEH)
Lilienthalallee 4
60487 Frankfurt am Main